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Exkursion der KHKT zur Kölner Synagoge

Am 31.10.2024 besuchten über 60 Studierende und Mitarbeitende der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) die Synagogengemeinde Köln. Gastgeber in der Synagoge war Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er stellte zuerst die Räumlichkeiten vor, dann das Gemeindeleben. Anschließend gab es einen intensiven Diskussionsteil auch zu aktuellen Fragen.

Die Führung begann in der Gedenkhalle, die 1959 erbaut und 2005 von Papst Benedikt XVI. besucht wurde. Lehrer betonte die Wichtigkeit des Hochschulbesuchs für das gegenseitige Verständnis. Er gab den Gästen einen Überblick zur Geschichte des Gotteshauses. Die Synagoge wurde 1899 der Bestimmung übergeben und ist ursprünglich als liberale Einrichtung konzipiert. Heute ist die Gemeinde orthodox. Die ursprünglich eingebaute Orgel wird deshalb nicht mehr genutzt. Der Rabbiner wird als geistlicher Führer von der Gemeinde gewählt und hat die Entscheidungsgewalt bei geistlichen Fragen und bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Lehrer verwies auch auf die Fenstergestaltung mit christlichen Anklängen. Das ist auf den Mangel an jüdischen Künstlern beim Wiederaufbau zurückzuführen.

Die Gemeinde zählt etwa 4000 Mitglieder. Zu den Einrichtungen gehören eine U3-Einrichtung, ein Wohlfahrtszentrum in der Ottostraße sowie eine Kita und ein Elternheim (Altenheim/Pflegeheim). Die Angebote zeigen das Engagement der Gemeinde für alle Altersgruppen. Darüber hinaus gibt es einen Sportverein, einen Verein für Trauernde sowie Programme zur jüdischen Sprachförderung, was das Bestreben unterstreicht, jüdische Kultur und Traditionen lebendig zu halten. Lehrer wies darauf hin, dass sich im Gebäude auch ein Taufbad (Mikwe) befindet, das für rituelle Reinheit in jüdischer Tradition von großer Bedeutung ist. Zudem gibt es eine Kantine mit koscherem Essen.

Nach diesen Einführungen folgte der Diskussionsteil. Tobias Häner, Professor für Altes Testament an der KHKT, leitete dazu ein mit einem Impuls zum Thema „Ein historischer Blick in die Geschichte des alten Israels“. Anschließend setzte Lehrer einige Impulse zu aktuellen Fragen und Herausforderungen, etwa zum Thema Antisemitismus oder zur Lage im Nahen Osten. Etwa, dass einige Eltern ihre Kinder bei Ankündigungen von Synagogenbesuchen krankmelden. Schon das zeigt eine besorgniserregende Entwicklung im Umgang mit jüdischer Identität. Zugleich gebe es auch mutmachende Initiativen, wie etwa das Projekt „Weißt du, wer ich bin“, bei dem Juden, Muslime und Christen abwechselnd ihre Gotteshäuser besuchen. Das Besondere dabei ist, dass sich hierbei Kinder gegenseitig ihre Religionen erklären. So werden Vorurteile abgebaut.

Es schloss sich eine von Professor Elmar Nass moderierte intensive Diskussion an. Lehrer machte klar: „Wenn ich das Existenzrecht Israels antaste, ist das antisemitisch.“  Kritik an der Regierung sei dagegen selbstverständlich erlaubt. Lehrer verwies auf eine Vielzahl von Arten des Antisemitismus und berichtete von einer großen Zunahme seit Oktober 2023. Er zitierte alarmierende Statistiken: 19% der Menschen in NRW glauben nicht an die Existenz des Holocausts; noch schockierender ist, dass 12% meinen, Juden würden Ritualmorde an Kindern vornehmen – eine Vorstellung, die quer durch die Gesellschaft verbreitet sei.[1] Das schockierte die Gäste. Lehrer erklärte, dass solche Zahlen Angst innerhalb der jüdischen Gemeinden erzeugten. Es brauche ein wachsendes gesellschaftliches Engagement gegen solchen Antisemitismus. Lehrer forderte alle Anwesenden auf, aktiv gegen Vorurteile und Diskriminierung einzutreten. Auf die Frage nach dem Weg zu einem Frieden in Israel meinte Lehrer, man müsse wie in Nordirland beginnen, die Schulbücher neu zu schreiben.

Christen könnten, so Elmar Nass in seinem Dankwort, von den Juden auch lernen, ihre eigene Identität mehr wertzuschätzen. Der Besuch, der mit einem koscheren Essen endete, war lebendiger interreligiöser Dialog und ein Zeichen ehrlicher Freundschaft. Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei allen Teilnehmern und fördert das Bewusstsein für Herausforderungen und Schönheiten jüdischen Lebens heute in Deutschland. Abraham Lehrer lädt alle Freunde und Angehörigen der KHKT zu weiteren Besuchen in die Synagoge ein.

Im Namen aller Teilnehmer und der ganzen Hochschule bedankt sich die Hochschulleitung der KHKT unter Leitung von Rektor Professor Christoph Ohly sehr herzlich bei der jüdischen Gemeinde in Köln, besonders bei Abraham Lehrer, für diese Einladung und die ganz besondere Gastfreundschaft.


[1] Im Auftrag der Antisemitismusbeauftragen des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, und des Ministeriums des Innern haben die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Universität Passau eine Studie zur Verbreitung antisemitischer Einstellungen in der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens durchgeführt. Befragt wurden 1.300 per Quotenverfahren ausgewählte Personen ab 16 Jahren. Die Studie ist die erste große Umfrage zu antisemitischen Vorurteilen in Nordrhein-Westfalen seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und den Auswirkungen auf das Leben der Jüdinnen und Juden in Nordrhein-Westfalen. (https://www.land.nrw/pressemitteilung/antisemitismus-nordrhein-westfalen-studie-zeigt-grosse-verbreitung-und-hohe)

 

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