Herausgegeben und eingeleitet von Prof. Dr. Manuel Schlögl.
«Freiheit» und «Selbstverwirklichung» sind zwei große Schlagworte der Moderne. Das Heraustreten aus vorgegebenen Ordnungen fordert den Menschen noch einmal ganz neu heraus, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und gewinnbringend einzusetzen. Wie aber kann ich wirklich frei werden? Wie entdecke ich meine Talente und kann sie mit und für andere entfalten?
Die aus dem Nachlass Ferdinand Ulrichs herausgegebene Auslegung des biblischen Gleichnisses von den Talenten (Mt 25,14-30) antwortet auf die tiefe Sinnfrage der heutigen Zeit, indem sie aufmerksam die verschiedenen Dimensionen des Textes erschließt: die verborgene Anwesenheit Gottes in der Welt, die geschenkten Talente und ihre Zahl, den unterschiedlichen Umgang der Menschen mit den Talenten, das göttliche Gericht und das Dasein in der Freude des Herrn.
Kürzer und einfacher als in der Auslegung des Gleichnisses vom barmherzigen Vater (Lk 15,11-32) in Gabe und Vergebung gelingt Ulrich hier ein ganz neuer Zugang zu einem altbekannten Text, indem er ihn im Sinne einer «biblischen Ontologie» von einer ursprünglichen Erfahrung des Seins als Liebe her liest. Die Personen und Handlungen des Textes werden so als Konkretionen menschlicher Freiheitserfahrungen verstehbar, deren Quelle und Ziel im Gnadenhandeln Gottes liegt. Damit wird dem heute ziellos nach Freiheit suchenden Menschen eine wesentliche Orientierung zurückgegeben.