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Die Dogmatik „beschäftigt“ das, was dem Glauben wichtig ist. Schon bei Thomas von Aquin ist das Erkennen-Wollen Gottes letztlich ein Akt der Liebe, der keinem äußeren Grund folgt, sondern dem inneren Sehnen und Streben nach dem Gott, der nicht ohne den Menschen sein will und sich ihm deshalb auf vielfältige Weise mitgeteilt hat.
Während in der Alltagssprache „dogmatisch“ oft gleichbedeutend mit „rechthaberisch, festgefahren“ oder sogar „intolerant“ verwendet wird, bedeutet „Dogmatik“ als Lehrfach geradezu das Gegenteil: nicht Abschluss, sondern Eröffnung eines Dialogs über den Gott Jesu Christi und seine Vergegenwärtigung in der Schrift, in der Überlieferung und im Handeln der Kirche. „Dogmen“ sind also „keine Mauern, die uns den Blick verstellen, sondern offene Fenster auf das Unendliche hin“ (Joseph Ratzinger).