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„Das letzte Wort des auferstandenen Herrn an seine Jünger war der Auftrag an sie, in alle Welt hinauszugehen und seine Zeugen zu werden (Mt 28,19f; Mk 16,15; Apg 1,8). Zum Wesentlichen des christlichen Glaubens gehört es, daß er sich mitteilen will: Er ist Innewerden einer Botschaft, die alle angeht, weil sie die Wahrheit ist und weil der Mensch nicht heil werden kann ohne die Wahrheit (1 Tim 2,4). Darum ist Katechese, Weitergabe des Glaubens, von Anfang an eine zentrale Lebensfunktion der Kirche gewesen und muß es bleiben, solange es Kirche gibt.“
Joseph Kardinal Ratzinger, Die Krise der Katechese und ihre Überwindung, 1983.
Die Religionspädagogik reflektiert und begleitet religiöse Lehr-Lern-Prozesse in Theorie und Praxis. Neben Fragen der Umsetzbarkeit von religiösem Lernen, die ihre spezifische Didaktik und Methodik in den Blick nehmen, liegt die ureigene und vornehmste Aufgabe der Religionspädagogik darin, grundsätzlich die Frage nach Gott im Leben der Menschen zu allen Zeiten wachzuhalten. Dies tut sie auf kreative Weise in unterschiedlichen Kontexten an verschiedenen Lernorten. Zu den klassischen Lernorten Gemeinde (→ Katechetik) und Schule (→ Didaktik des Religionsunterrichts) tritt auch die religiöse Erwachsenenbildung zum Profil einer zukunftsfähigen Religionspädagogik hinzu, die Maß nimmt an den Bedürfnissen der Menschen ihrer Zeit und dabei Orientierung findet bei Gott, der die Menschen so sehr liebt, dass er selbst einer von uns wurde.
Mit der „Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen ‚Nostra aetate‘“, erkennt das kirchliche Lehramt an, dass auch andere Religionen und Kulturen „nicht selten einen Strahl jener Wahrheit wiedergeben, die alle Menschen erleuchtet“ (Nr. 2). Aus einer Wertschätzung des Religiösen über das Christentum hinaus müssen dementsprechend auch Konsequenzen für den religionspädagogischen Auftrag in Theologie und Kirche erfolgen. Chancen, Herausforderungen und Grenzen des interreligiösen Dialogs sollen in der Vorlesung deutlich werden lassen, dass das Lernen an und mit dem Fremden nicht nur möglich, sondern – für Kirche und Gesellschaft gleichermaßen – unerlässlich ist und bleibt.
M14 (MT)
Donnerstag, 10:15-11:00 Uhr
Die Vorlesung ordnet die Herausforderung der Weitergabe des Glaubens vor dem Hintergrund religiöser Lehr-Lern-Prozesse ein, die auf dem Boden christlicher Gemeinden initiiert werden. Didaktische Konzeptionen katechetischen Lernens veranschaulichen hierbei Möglichkeiten, ein Verständnis für die sakramentale Grundstruktur der Kirche adressatengerecht zu vermitteln. Unter Berücksichtigung gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen (Globalisierung, Pluralisierung, Säkularisierung, Individualisierung), aber insbesondere auch solcher kirchlicher Art (Pastorale Räume, Großpfarreien), will die Vorlesung für die alltägliche haupt- und ehrenamtliche Arbeit sensibilisieren.
M11 (MT)
Donnerstag, 15:15-16:00 Uhr