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Trier-Exkursion der KHKT – Blockseminar Kirchengeschichte & Philosophie

Trier-Exkursion der KHKT – Blockseminar Kirchengeschichte & Philosophie

Die Exkursion nach Trier bildete den lebendigen Höhepunkt eines fächerübergreifenden Blockseminars aus Kirchengeschichte und Philosophie, das sich schon in zwei Vorbereitungseinheiten im Oktober mit Texten, Begriffen und historischen Schauplätzen vertraut gemacht hatte. Über 35 Studierende machten sich anschließend am 30. und 31. Oktober auf den Weg, um Quellenstudium und Stadterfahrung miteinander zu verschränken: Wo Texte über Tugend, Herrschaft und Verantwortung sprechen, erzählen Steine, Räume und Rituale von denselben Fragen – nur anders.

Der erste Tag stand im Zeichen eines Stadtrundgangs, der Triers Schichten wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch sichtbar machte. Von der Porta Nigra über das Amphitheater und die Barbarathermen bis zur Konstantinbasilika reichte die Spur römischer Urbanität und imperialer Repräsentation - mittlerweile UNESCO Weltkulturerbestätten; mit der Liebfrauenkirche trat die mittelalterliche, christlich geformte Stadtlandschaft in den Blick. Am Abend feierten wir in St. Gangolf die Messe – ein stiller, konzentrierter Schlusspunkt, an dem sich die akademische Reflexion mit geistlicher Praxis verband.

Am Morgen des zweiten Tages öffnete das Rheinische Landesmuseum Trier seine Sonderausstellung zu Marc Aurel für uns. In kleinen Gruppen erschlossen wir den „Philosophen auf dem Thron“ aus zwei Perspektiven: als Denker, dessen Selbstbetrachtungen eine Schule der Tugend und der Gelassenheit sind, und als Kaiser, der in Krisenzeiten Verantwortung, Grenzpolitik und Gemeinwohl balancierte. In der anschließenden freien Zeit nutzten einige die Gelegenheit, im Simeonsstift die Ausstellung zur „Guten Herrschaft“ zu besuchen – eine Brücke von antiken Konzepten zu heutigen Debatten politischer Kultur. Ein besonderer Höhepunkt folgte im Dom: Weihbischof Jörg Michael Peters führte uns durch das gewaltige Raumgefüge bis hinauf in den Dachstuhl der historischen Kathedrale und eröffnete damit ungewohnte architektonische wie liturgische Perspektiven auf diesen zentralen Ort der Trierer Kirchengeschichte.

So verband die Exkursion Theorie und Anschauung, Philosophie und Theologie, Machtgeschichte und Glaubenspraxis zu einem dichten Lernraum. Die Teilnehmenden nahmen nicht nur Eindrücke monumentaler Orte mit, sondern vor allem Gesprächsanlässe: Wie wird „gute Herrschaft“ greifbar, wenn man sie an Bauten, Biografien und religiösen Praktiken abliest? Welche Korrektive bieten stoische Selbsterziehung und christliche Gottesbezogenheit dem politischen Handeln – damals wie heute?

Hintergrund: Trier als Stadt im Übergang von Römerzeit zum Christentum – Marc Aurel als Kaiser und Philosoph
Trier (Augusta Treverorum) war in der Spätantike kaiserliche Residenz und ein Schlüsselort des Übergangs vom römischen Imperium zur christlich geprägten Welt. Unter Konstantin gewann die Stadt an politischem und religiösem Gewicht; die Konstantinbasilika steht bis heute für imperialen Anspruch und neue Öffentlichkeit. Marc Aurel (121–180 n. Chr.) verkörpert als stoischer Denker auf dem Kaiserthron die Idee, dass Herrschaft innere Zucht, Maß und Orientierung am Gemeinwohl verlangt; seine Selbstbetrachtungen sind kein Lehrbuch, sondern ein Übungsweg für verantwortliches Handeln. Trier war zudem in theologische Konflikte der frühen Kirche eingebunden: Der alexandrinische Bischof Athanasius hielt sich während seines Exils in Trier auf – ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Auseinandersetzungen um die Beschlüsse von Nizäa und das Christusbekenntnis auch an der Mosel verhandelt wurden. In dieser Schnittmenge aus römischer Staatsraison, philosophischer Ethik und entstehender christlicher Theologie liegt der Reiz, Trier als Lernort „guter Herrschaft“ zu entdecken.

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