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Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients

Prof. Dr. theol. Tobias Häner

Prof. Dr. theol. Tobias Häner

Prorektor Lehre / Lehrstuhlverwalter Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients
prorektor.lehre@khkt.de
Forschungsschwerpunkte:
  • Buch Ijob
  • Buch Ezechiel
  • Psalter

Neue Veröffentlichungen

Sacrificial Fathers and the Death of Their Children: How the Story of Job Challenges the Priestly Tradition (mit Mark Awabdy)

Harvard Theological Review 115.2 (2022), 149–170      Die Abfolge von Brandopfer und Tod der Kinder in Ijob 1 gleicht Aarons Opfervollzug und dem nachfolgenden Tod seiner ältesten Söhne in Lev 8–10. Übereinstimmungen bezüglich des verwendeten Vokabulars verstärken den Eindruck, dass der Ijobprolog auf die Priestereinsetzung in Lev 8–10 anspielt. Dabei fällt der Kontrast zwischen dem Schweigen Gottes nach dem Opfervollzug Ijobs und der unvermittelten göttlichen Reaktion sowohl auf das Opfer Aarons als auch jenem seiner Söhne Nadab und Abihu auf (Lev 9,22–10,3). Der Artikel zeigt auf, dass die Rahmenerzählung des Ijobbuches nicht nur ein mechanistisches Verständnis der traditionellen Weisheitslehre, sondern auch der priesterschriftlichen Überlieferungen bezüglich des Kults hinterfragt.

Israels „königliches Priestertum“ (Ex 19,6). Ein bibelwissenschaftlicher Blick auf die priesterliche Bestimmung des Volkes

Das Prisma 33/1 (2021), 815.    Der Beitrag untersucht den Ausdruck „Königreich von Priestern“ (Ex 19,6)  im Zusammenhang des Theophanieberichts in Ex 19 und 24 im Hinblick auf die priesterliche Bestimmung des Gottesvolkes Israel. Dabei wird auch die Rezeption von Ex 19,6 in 1 Petr 2,9 mit in den Blick genommen.

Irony in the Opening of God's Speeches

Usuteaduslik Ajakiri 77/1 (2020), 5–25 Der Beitrag untersucht den ironischen Gehalt in der Eingangspassage der ersten Gottesrede im Ijobbuch (Ijob 38,2f). Der ironische Unterton zeigt sich im spezifischen Gebrauch von Lexemen und Phrasen 38,2f, der durch einen Vergleich mit ähnlichen Passagen im Buch erkennbar wird. Die Ironien der Eingangspassage haben einen abmildernden Effekt, da sie die Kritik an Ijob teilweise verdecken.

Job’s Dark View of Creation: On the Ironic Allusions to Genesis 1:1-2:4a in Job 3 and their Echo in Job 38-39

Old Testament Essays 33/2 (2020), 266–284 In der Untersuchung wird aufgewiesen, dass Ijobs Klage (Ijob 3) mittels Anspielungsironien in einen kritischen Dialog mit dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht (Gen 1,1–2,4a) eintritt. Das gleiche rhetorische Stilmittel kommt auch in der ersten Gottesrede (Ijob 38–39) zur Anwendung, die nun ihrerseits Ijob 3 einer ironischen Kritik unterzieht. Ijob wird also am Ende gewissermaßen mit seinen eigenen Waffen geschlagen, indes nicht auf eine erniedrigende, sondern auf eine wohlwollende Art und Weise.

Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients

„Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.“ Das bekannte Diktum von Hieronymus betrifft das Alte Testament genauso wie das Neue. Allerdings wird das Alte Testament oft als schwer zugänglich empfunden. Die Schriften des Alten Testaments erscheinen als sperrig, der zeitliche und kulturelle Abstand zur Gegenwart als Hindernis, um in der Sprachwelt des Alten Testaments heimisch zu werden und einen unbeschwerten Zugang zu seinen Texten zu finden.

Auf der anderen Seite gehören Grundthemen des Alten Testaments wie Schöpfung, Bund und Volk Gottes zu den zentralen Kategorien des christlichen Glaubens. Die Psalmen stellen den wichtigsten Gebetsschatz der christlichen Kirchen durch alle Jahrhunderte dar. Und die Poetik des Hohenliedes ebenso wie die Dialoge des Ijobbuches mit seinen existentiellen Fragen üben eine bleibende Faszination aus, die über die jüdischen und christlichen Glaubensgemeinschaften hinausreicht.

Aufgabe des alttestamentlichen Fachbereichs ist es, sowohl die Schwierigkeiten mit dem Alten Testament als auch die immer neue Faszination für seine Texte einzufangen und die Heiligen Schriften Israels auf dem Hintergrund gegenwärtiger Fragestellungen und Herausforderungen zu erschließen. Zu diesem Zweck vermittelt die Lehrveranstaltungen zum Alten Testament an unserer Hochschule einerseits Grundkenntnisse zur Geschichte Israels, zu den einzelnen alttestamentlichen Schriften, zu den exegetischen Methoden sowie zur Hermeneutik der Bibel Israels. Auf der anderen Seite werden die Hauptteile des Alten Testaments – Pentateuch, Propheten, Psalter und Weisheit sowie zentrale Themen wie die Schöpfungstheologie vertiefend behandelt.

In der geschichtlichen Einführung in das Alte Testament werden Grundinformationen zu Quellen und Methoden biblischer Geschichte sowie ein Überblick über die Geschichte Israels von den Anfängen bis zur Perserzeit und die biblische Deutung dieser Geschichte vermittelt. Dieser Teilbereich der alttestamentlichen Einführung verschafft Einblicke in einige Problemfelder der gegenwärtigen Forschung und liefert das Hintergrundwissen, um Texte des Alten Testaments zeitgeschichtlich und aufgrund ihrer soziokulturellen und religionsgeschichtlichen Voraussetzungen kontextualisieren zu können. Die Studierenden erlangen dadurch die Kompetenz, unterschiedliche Texte des Alten Testaments wissenschaftlich auszulegen und ihre geschichtliche und theologische Bedeutung zu verstehen und darzustellen.