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Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients

Prof. Dr. theol. Tobias Häner

Prof. Dr. theol. Tobias Häner

Prorektor Lehre / Lehrstuhlinhaber Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients
prorektor.lehre@khkt.de
Gleueler Str. 262 - 268
50935 Köln
Forschungsschwerpunkte:
  • Buch Ijob
  • Buch Ezechiel
  • Psalter

Neue Veröffentlichungen

„Wo warst du, als ich die Erde gründete?“ (Ijob 38,4). Alttestamentliche Exegese im Anthropozän

Trierer Theologische Zeitschrift 132 (2023), 318–333.  Beim vorliegenden Beitrag handelt es sich um die überarbeitete Fassung der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Tobias Häner vom 13. Juni 2023 als Professor für Einleitung und Exegese des Alten Testaments und des Dialogs mit den Kulturen des Vorderen Orients an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. 



Zusammenfassung:  Der Begriff des Anthropozäns verweist auf die Dominanz der menschlichen Spezies im gegenwärtigen Erdzeitalter – eine Dominanz, die zur raschen und massiven Reduktion von Leben und Schönheit auf unserem Planeten geführt hat. Anhand dreier Texte der Hebräischen Bibel entwickelt der Beitrag drei Perspektiven, die eine Überwindung des gescheiterten Anthropozentrismus verheißen: Kosmozentrismus (Ijob 38–41), Theozentrismus (Ez 36) und Ästhetik (Hld). 



Abstract:  The term „Anthropocene“ refers to the dominance of the human species in the present era – a dominance that has led to the rapid and massive reduction of life and beauty on our planet. From the example of three texts of the Hebrew Bible, the article develops three perspectives that answer to the failed anthropocentrism of the Anthropocene: cosmocentrism (Job 38–41), theocentrism (Ezekiel 36), and aesthetics (Song of Songs).

Job, the „vir simplex“ (Job 1:1, 8; 2:3). Ambiguities in the Hebrew Book of Job and the Vulgate

Vulgate in Dialogue, Special Issue (2023), 121–131



Die Studie vergleicht Hieronymus' zwei Übersetzungen des Buches Hiob –die erste aus dem Grie-chischen, die zweite aus dem hebräischen Text –mit besonderem Fokus auf ihren Umgang mit Mehrdeutigkeiten und auf die Verschiebung in der Übersetzung vonתם / ἄμεμπτος / ἄκακος (Hiob 1,1.8; 2;3) von „sine crimine“/„innocens“ (iuxta Graecos) zu  „simplex“ (iuxta Hebraeos). Wie die Analyse zu zeigen versucht, ist diese Verschiebung wahrscheinlich beabsichtigt und spiegelt die theologische Debatte um den Pelagianismus wider, in deren Verlauf Hieronymus das Bild Hiobs als Vorbild für Frömmigkeit und Tugend aufgibt und ihn stattdessen als „einfachen Menschen“ darstellt, der nicht von der Erbsünde frei ist.

Sacrificial Fathers and the Death of Their Children: How the Story of Job Challenges the Priestly Tradition (mit Mark Awabdy)

Harvard Theological Review 115.2 (2022), 149–170      Die Abfolge von Brandopfer und Tod der Kinder in Ijob 1 gleicht Aarons Opfervollzug und dem nachfolgenden Tod seiner ältesten Söhne in Lev 8–10. Übereinstimmungen bezüglich des verwendeten Vokabulars verstärken den Eindruck, dass der Ijobprolog auf die Priestereinsetzung in Lev 8–10 anspielt. Dabei fällt der Kontrast zwischen dem Schweigen Gottes nach dem Opfervollzug Ijobs und der unvermittelten göttlichen Reaktion sowohl auf das Opfer Aarons als auch jenem seiner Söhne Nadab und Abihu auf (Lev 9,22–10,3). Der Artikel zeigt auf, dass die Rahmenerzählung des Ijobbuches nicht nur ein mechanistisches Verständnis der traditionellen Weisheitslehre, sondern auch der priesterschriftlichen Überlieferungen bezüglich des Kults hinterfragt.

Israels „königliches Priestertum“ (Ex 19,6). Ein bibelwissenschaftlicher Blick auf die priesterliche Bestimmung des Volkes

Das Prisma 33/1 (2021), 815.    Der Beitrag untersucht den Ausdruck „Königreich von Priestern“ (Ex 19,6)  im Zusammenhang des Theophanieberichts in Ex 19 und 24 im Hinblick auf die priesterliche Bestimmung des Gottesvolkes Israel. Dabei wird auch die Rezeption von Ex 19,6 in 1 Petr 2,9 mit in den Blick genommen.

Irony in the Opening of God's Speeches

Usuteaduslik Ajakiri 77/1 (2020), 5–25 Der Beitrag untersucht den ironischen Gehalt in der Eingangspassage der ersten Gottesrede im Ijobbuch (Ijob 38,2f). Der ironische Unterton zeigt sich im spezifischen Gebrauch von Lexemen und Phrasen 38,2f, der durch einen Vergleich mit ähnlichen Passagen im Buch erkennbar wird. Die Ironien der Eingangspassage haben einen abmildernden Effekt, da sie die Kritik an Ijob teilweise verdecken.

Job’s Dark View of Creation: On the Ironic Allusions to Genesis 1:1-2:4a in Job 3 and their Echo in Job 38-39

Old Testament Essays 33/2 (2020), 266–284 In der Untersuchung wird aufgewiesen, dass Ijobs Klage (Ijob 3) mittels Anspielungsironien in einen kritischen Dialog mit dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht (Gen 1,1–2,4a) eintritt. Das gleiche rhetorische Stilmittel kommt auch in der ersten Gottesrede (Ijob 38–39) zur Anwendung, die nun ihrerseits Ijob 3 einer ironischen Kritik unterzieht. Ijob wird also am Ende gewissermaßen mit seinen eigenen Waffen geschlagen, indes nicht auf eine erniedrigende, sondern auf eine wohlwollende Art und Weise.

Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients

„Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.“ Das bekannte Diktum von Hieronymus betrifft das Alte Testament genauso wie das Neue. Allerdings wird das Alte Testament oft als schwer zugänglich empfunden. Die Schriften des Alten Testaments erscheinen als sperrig, der zeitliche und kulturelle Abstand zur Gegenwart als Hindernis, um in der Sprachwelt des Alten Testaments heimisch zu werden und einen unbeschwerten Zugang zu seinen Texten zu finden.

Auf der anderen Seite gehören Grundthemen des Alten Testaments wie Schöpfung, Bund und Volk Gottes zu den zentralen Kategorien des christlichen Glaubens. Die Psalmen stellen den wichtigsten Gebetsschatz der christlichen Kirchen durch alle Jahrhunderte dar. Und die Poetik des Hohenliedes ebenso wie die Dialoge des Ijobbuches mit seinen existentiellen Fragen üben eine bleibende Faszination aus, die über die jüdischen und christlichen Glaubensgemeinschaften hinausreicht.

Aufgabe des alttestamentlichen Fachbereichs ist es, sowohl die Schwierigkeiten mit dem Alten Testament als auch die immer neue Faszination für seine Texte einzufangen und die Heiligen Schriften Israels auf dem Hintergrund gegenwärtiger Fragestellungen und Herausforderungen zu erschließen. Zu diesem Zweck vermittelt die Lehrveranstaltungen zum Alten Testament an unserer Hochschule einerseits Grundkenntnisse zur Geschichte Israels, zu den einzelnen alttestamentlichen Schriften, zu den exegetischen Methoden sowie zur Hermeneutik der Bibel Israels. Auf der anderen Seite werden die Hauptteile des Alten Testaments – Pentateuch, Propheten, Psalter und Weisheit sowie zentrale Themen wie die Schöpfungstheologie vertiefend behandelt.

In der geschichtlichen Einführung in das Alte Testament werden Grundinformationen zu Quellen und Methoden biblischer Geschichte sowie ein Überblick über die Geschichte Israels von den Anfängen bis zur Perserzeit und die biblische Deutung dieser Geschichte vermittelt. Dieser Teilbereich der alttestamentlichen Einführung verschafft Einblicke in einige Problemfelder der gegenwärtigen Forschung und liefert das Hintergrundwissen, um Texte des Alten Testaments zeitgeschichtlich und aufgrund ihrer soziokulturellen und religionsgeschichtlichen Voraussetzungen kontextualisieren zu können. Die Studierenden erlangen dadurch die Kompetenz, unterschiedliche Texte des Alten Testaments wissenschaftlich auszulegen und ihre geschichtliche und theologische Bedeutung zu verstehen und darzustellen.

Vorlesung: Weg und Weisung. Exegese ausgewählter Texte des Pentateuchs

Der Pentateuch enthält Kerntexte des Alten Testaments von den Schöpfungsberichten über die Erzeltern- und Exoduserzählungen bis zum Bundesschluss am Sinai und den Zehn Geboten. Im Judentum bildet die Tora die bestimmende Grundlage für das religiöse Leben. In christlicher Perspektive kommen Parallelen zum Heilsgeschehen in Christus in den Blick, die in allegorischen und typologischen Auslegungen entfaltet wurden. In bibelwissenschaftlicher Hinsicht ist das Verhältnis zwischen dem Pentateuch und den Prophetenbüchern sowie zwischen Tora und Weisheitsliteratur zuletzt Gegenstand intensiver Forschung geworden.

Die Vorlesung behandelt einerseits den Gesamtaufbau des Pentateuchs sowie seine Entstehungskontexte und -prozesse. Andererseits geht es darum, eine vertiefte Exegese ausgewählter Texte von Gen 22 (Bindung Isaaks) bis Dtn 32 (Moselied) vorzunehmen.

Literatur (ausführliche Literaturanagaben folgen in der Vorlesung):

John Blenkinsopp: The Pentateuch. An Introduction to the First Five Books of the Bible, New York 1992.

Irmtraud Fischer / Mercedes Navarro Purto: Tora, Stuttgart 2009.

Georg Fischer: Die Anfänge der Bibel. Studien zu Genesis und Exodus, Stuttgart 2011.

Benno Jacob: Studien zur Thora, Stuttgart 2021

Jean Louis Ska: Introduction to Reading the Pentateuch, Winona Lake 2006.

Vorlesung: Hört das Wort des HERRN! Die Propheten und ihre Gottesbotschaft

Die prophetischen Texte des Alten Testaments gründen auf dem Gotteszeugnis der Propheten Israels. Die alttestamentlichen Prophetenbücher stellen literarische Werke dar, die in Traditionsprozessen zu ihrer überlieferten Form geronnen sind und in denen sich Gerichts- und Heilsworte gegenseitig durchdringen.

Die Vorlesung behandelt einerseits Aufbau und Eigenart der Prophetenbücher auf dem Hintergrund der Grundzüge der Prophetie Israels im Rahmen ihrer Zeitgeschichte. Andererseits wird eine vertiefte Exegese ausgewählter Texte der alttestamentlichen Prophetie vorgelegt.

Literatur (ausführliche Literaturangaben folgen in der Lehrveranstaltung):

John Blenkinsopp: Geschichte der Prophetie Israels, Stuttgart 1998.

Irmtraud Fischer, Konrad Schmid, Hugh G.M. Williamson (Hg.): Prophetie in Israel, Münster 2003.

Reinhard G. Kratz: Die Propheten Israels, München 2003.

Marti Nissinen (Hg.): Prophets and Prophecy in the Ancient Near East, Atlanta 2003.

Ein Weg durch das Leid. Exegese ausgewählter Texte des Ijobuchs

Das Ijobbuch gehört durch alle Zeiten hindurch zu den am stärksten rezipierten Texten des Alten Testaments. Zugleich stellt es Leserinnen und Exegeten sprachlich und inhaltlich vor große Herausforderungen: Weite Teile des Buches sind gespickt mit semantischen und syntaktischen Schwierigkeiten, zugleich scheint der Text seine Leser am Ende mit mehr Fragen zu lassen als Antworten zu geben.

Die Vorlesung führt in die wichtigsten exegetischen Fragestellungen rund um das Ijobbuch ein und behandelt ausführlich einige ausgewählte Perikopen vom Prolog (Ijob 1–2) bis zu den Gottesreden (Ijob 38–41).

Literatur (ausführliche Literaturanagaben folgen in der Vorlesung):

Jürgen Ebach: Streiten mit Gott. Hiob (2 Bände), Neukirchen-Vluyn 32009.

Ludger Schwienhorst-Schönberger: Ein Weg durch das Leid. Das Buch Ijob, Freiburg i.Br. 2007.

Raik Heckl: Hiob – vom Gottesfürchtigen zum Repräsentanten Israels (FAT 70), Tübingen 2010

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Neuerscheinung Irony in the Bible. Between Subversion and Innovation Bandherausgeber:innen Tobias Häner, Virginia Miller, und Carolyn J. Sharp Leiden (Brill) 2023
Mag.Theol. Christine Schütz

Mag.Theol. Christine Schütz

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Lehrstuhl für Einleitung und Exegese des Alten Testaments und Dialog mit den Kulturen des Vorderen Orients
Sprechstunde nach Vereinbarung